Vergangene Debates
Seit dem Auftakt der Reihe im Jahr 2012 werden die Debates on Europe stets dort abgehalten, wo die Grundidee Europas auf dem Spiel steht; oftmals in Konfliktregionen, in denen umkämpfte, gegensätzliche Geschichtsnarrative zu erneuten Spannungen in der Gegenwart führen; oftmals dort, wo die Politik instrumentalisiert und die Gesellschaft gespalten wird, also an Orten, an denen Grenzfragen und das Thema der kulturellen, ethnischen und religiösen Zugehörigkeit an erster Stelle stehen.
Debates
Projekte
Balkan Talks on War and Peace
We are proud to announce the Balkan Talks on War and Peace, organised by the Belgrade Institute for Philosophy and Social Theory, in cooperation with Debates on Europe.
The event will run for two days, from 2 to 3 October 2023, and will be held at the Centre for Cultural Decontamination in Belgrade.
Even though the historical experience of South-East Europe is highly relevant for understanding Russia’s attack on Ukraine, intellectuals from the region have hardly participated in the international debate. The Balkan Talks on War and Peace set out to change this. Participants, including Sergei Lebedev, Miruna Troncotă, Ivan Vejvoda, Olga Shparaga and Dubravka Stojanović, among many others, will address some key questions surrounding both the ongoing war and the situation in South-East Europe: What does the post-war motto “Never again!” actually mean? Is pacifism only an option in peacetime? And what can Europe learn from the Balkan experience?
The full programme with all events can be found on the website of the Institute for Philosophy and Social Theory and an event flyer can be downloaded here (PDF).
The Balkan Talks on War and Peace are supported by the Federal Foreign Office
Die Zukunft?
Im Rahmen der Frühjahrstagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Dresden fanden am 26. Mai 2022 zwei Debates on Europe Veranstaltungen statt. Im Fokus der beiden Panels stand der Krieg in der Ukraine und dessen Auswirkungen.
Auf Panel #1 diskutierten Kateryna Mishchenko, Nicolai von Ondarza und Piotr Buras über Geflüchtete, EU-Erweiterung und europäische Ideale. Mishchenko sprach darüber, dass sie und andere Ukrainer und Ukrainerinnen sich fühlten, „als seien wir Botschafter einer düsteren Zukunft … oder Vergangenheit … oder irgendeiner anderen Zeit. Aber ich fürchte, wir sprechen von der Zukunft.” Sie hob auch hervor, dass sich Solidarität nicht nur auf die beschränken sollte, die in anderen Ländern Zuflucht suchen: “Mit dem Kopf bin ich immer noch in der Ukraine, ich denke an die Menschen dort. Auch sie verdienen Solidarität.” Und was die sogenannten europäischen Ideale beträfe, hätte sie schon seit Langem mit Ernüchterung festgestellt, wie es um diese Ideale wirklich bestellt sei: beispielsweise seitdem Menschen sich vor Gericht dafür verantworten müssten, dass sie Frauen und Männer vor dem Ertrinken im Mittelmeer gerettet haben. Eric Maurice moderierte die Veranstaltung.
Auf Panel #2 sprachen Mark Leonard, Sylvie Kauffman und Anton Shekhovtsov über die geopolitischen Veränderungen und Konsequenzen des Krieges in der Ukraine und die unterschiedlichen Reaktionen auf den Krieg: in Europa und außerhalb Europas. Leonard hob hervor, dass die Reaktionen auf den Krieg in den Ländern des sogenannten globalen Südens auch mit dem Erbe des Kolonialismus und dem Kampf um Souveränität verbunden sind – Faktoren, die, wenn in Europa über Russland und die Ukraine diskutiert wird, gewöhnlich nicht beachtet werden. Shekhovtsov fügte im Zusammenhang hiermit hinzu, dass in diesem breiteren, globalen Kontext vergessen wird, sich in der Ukraine folgende Frage zu stellen: „Warum soll sich jemand plötzlich für das interessieren, was in deinem Land vorgeht?” Er warnte aber auch vor der diskursiven Begrenzung von Europa auf ausschließlich Westeuropa, wenn von Kolonialismus und Imperialismus gesprochen wird. Zuletzt betonte Kauffman außerdem, dass der Ausgang des Krieges die zukünftigen Beziehungen zu China wesentlich prägen wird. Volker Weichsel von Osteuropa moderierte die Veranstaltung.
In Kooperation mit dem Deutschen Hygiene-Museum Dresden | Gefördert durch die Kulturstiftung der Länder
Vad gör litteraturen med sin frihet?
Was macht die Literatur aus ihrer Freiheit?
In Osteuropa nehmen viele Autorinnen und Autoren schon länger die Rolle derer ein, die die Wahrheit enthüllen. Dadurch kommt der Literatur die Rolle eines wichtigen Korrektivs gegen faktisch unkorrekte Versionen der Vergangenheit und Gegenwart zu, die von repressiven Regimen konstruiert, kolportiert und vorgeschrieben werden. “Lebe nicht von Lügen” lautet der Titel eines von Alexander Solschenizyns bekanntesten Essays. Und “in der Wahrheit leben” war das Diktum Václav Havels, der nicht nur sein politisches Programm danach ausrichtete, sondern auch sein literarisches Schaffen. Diese Tradition des Schreibens lebt weiterhin fort und so befassen sich Schriftsteller und Schriftstellerinnen oftmals mit “Erinnerungsarbeit”, die von den Medien und Universitäten nicht ganz zufällig vernachlässigt wird.
Bei der Panelveranstaltung am 1. September 2021 in Göteborg lasen schwedische und internationale Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus ihren Werken und diskutieren darüber, was die Literatur mit und aus ihrer sogenannten Freiheit eigentlich macht. Die Teilnehmenden waren Sergej Lebedew (Autor, Russland), Ida Börjel (Autorin, Schweden), Ola Larsmo (Autor, Schweden), Sanne Kofod Olsen (Dekan der Fakultät für Bildende und Angewandte Kunst der Universität Göteborg) und Carl Henrik Fredriksson (Programmleiter, Debates on Europe).
Begleitend zur Veranstaltung in Göteborg fand auf Jonsered Manor ein eintägiges Seminar zum Schwerpunkt “Freedom of Expression & Politics of Memory – The Battle for History and the Fight for the Present” statt.
Ein großes Dankeschön an die Universität Göteborg, PEN Schweden, das Göteborger Stadttheater und den Schwedischen Schriftstellerverein Författarförbundet, die die Veranstaltung in Göteborg unterstützt und ermöglicht haben.
Lector in fabula 2022
Paneldiskussion: “Das Ende Europas, wie wir es kennen?”
Debates on Europe nimmt dieses Jahr wieder am Festival der Ideen ‘Lector in fabula’ teil, das vom 19. bis 24. September in Conversano in Italien stattfinden wird. Die Themen, die dort dieses Jahr beleuchtet werden, sind Geopolitik und Russlands Krieg in und gegen die Ukraine. Am 23. September diskutiert ein international besetztes Panel, organisiert von Debates on Europe gemeinsam mit Voxeurop, die Konsequenzen des Krieges – nicht nur in der Ukraine, sondern in ganz Europa.
Der Krieg in der Ukraine markiert einen Einschnitt in die Ordnung Europas, die seit dem Ende des Kalten Krieges Bestand hatte: die schwedische und finnische Neutralität sind aufgehoben, Kriegserinnerungen und Konflikte auf dem Balkan werden neu angefacht, und die Annährung Osteuropas an die Europäische Union erfährt eine ungeahnte Beschleunigung. Was bedeutet nun all dies für das politische Projekt Europa?
Über diese Themen sprechen in Conversano Kateryna Mishchenko (Ukraine), Faruk Šehić (Bosnien und Herzegowina), Maarja Kangro (Estland) und Carl Henrik Fredriksson (Schweden). Die Veranstaltung moderiert Marina Lalovic (Italien).
Die Paneldiskussion baut auf der von Voxeurop veröffentlichten Artikelserie Archipelago Ukraine zu den Auswirkungen des Krieges auf die Nachbarstaaten der Ukraine auf. Diese Serie, online auf Englisch und Deutsch sowie in drei weiteren Sprachen verfügbar, umfasst Essays von György Dalos (Ungarn), Davit Gabunia (Georgien), Emanuela Iurkin (Moldau), Leszek Jażdżewski (Polen), Rosa Liksom (Finnland), Tomislav Marković (Serbien), Faruk Šehić (Bosnien und Herzegowina) und Aro Velmet (Estland).
Das Ende Europas, wie wir es kennen?
September, 20:00 Uhr
Conversano, San Benedetto, Sala conferenze
Redner:innen
Kateryna Mishchenko Autorin und Verlegerin (Ukraine)
Faruk Šehić, Autor und Dichter (Bosnien und Herzegowina)
Maarja Kangro Autorin und Publizistin (Estland)
Carl Henrik Fredriksson Programmleiter von Debates on Europe (Schweden, Österreich)
Moderatorin
Marina Lalovic Journalistin bei Rai News 24 (Italien, Serbien)
Das Gespräch wird aufgezeichnet und im Anschluss an das Festival auf dem Debates on Europe YouTube-Kanal dauerhaft zur Verfügung stehen. Weitere Informationen zur Veranstaltung und dem gesamten Festivalprogramm finden Sie hier.
#ArchipelagoUSSR
Three different sets of values.
Three different selves.
Three different trajectories of delusions.
In Zusammenarbeit mit VoxEurop veröffentlichte Debates on Europe fünf Essays über den Zerfall der Sowjetunion. Viktar Martinovič aus Belarus eröffnete die Reihe #ArchipelagoUSSR im Dezember 2021 mit einem Essay über die drei Leben, die er bis heute gelebt hat. Es folgten Essays von Sergej Lebedew, Kateryna Mishchenko, Aka Morchiladze und Tatiana Țîbuleac
Die ganze Reihe hier zum Nachlesen.
Festivals
Geteilte Heimaten
Der Kongress Geteilte Heimaten, der 2020 verschoben werden musste, wurde organisiert vom Deutschen Hygiene-Museum in Dresden und fand vom 10. bis 12. Mai 2021 online statt.
Die Teilnehmenden unseres Panels ‘Between Critique and Cohesion. Art and Culture in Divided Societies’ waren die Autorin Jan Carson (Nordirland), der Schriftsteller und Akademiker László Földényi (Ungarn) und die Journalistin Iryna Vidanava (Belarus). Die Veranstaltung wurde von Carl Henrik Fredriksson moderiert.
Lector in fabula 2022
Debates on Europe nahm am Festival der Ideen ‘Lector in fabula’ teil, das vom 19. bis 24. September in Conversano in Italien stattfand. Am 23. September diskutierte ein international besetztes Panel, organisiert von Debates on Europe gemeinsam mit Voxeurop, die Konsequenzen des Krieges – nicht nur in der Ukraine, sondern in ganz Europa. Über diese Themen sprachen in Conversano Kateryna Mishchenko (Ukraine), Faruk Šehić (Bosnien und Herzegowina), Maarja Kangro (Estland) und Carl Henrik Fredriksson (Schweden). Die Veranstaltung moderiert Marina Lalovic (Italien).
Die Paneldiskussion baute auf der von Voxeurop veröffentlichten Artikelserie Archipelago Ukraine zu den Auswirkungen des Krieges auf die Nachbarstaaten der Ukraine auf. Diese Serie, online auf Englisch und Deutsch sowie in drei weiteren Sprachen verfügbar, umfasst Essays von György Dalos (Ungarn), Davit Gabunia (Georgien), Emanuela Iurkin (Moldau), Leszek Jażdżewski (Polen), Rosa Liksom (Finnland), Tomislav Marković (Serbien), Faruk Šehić (Bosnien und Herzegowina) und Aro Velmet (Estland).
„Putin zuzuhören, war, wie mit einer Zeitmaschine in der Vergangenheit zu landen“, sagte der bosnische Schriftsteller Faruk Šehić während der ‘Lector in fabula’ Paneldiskusson, als er von dem Déjà-vu sprach, das ihn in den Tagen vor dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar überkam.
Die ukrainische Schriftstellerin und Verlegerin Kateryna Mishchenko würdigte zwar die Solidarität vieler Länder mit ihrem Land, aber sie unterstrich, dass Ukrainer:in sein heute gleichwohl bedeute, ein tiefes Gefühl der Einsamkeit zu verspüren. Denn letztlich seien die Ukrainer:innen in diesem Krieg allein: „Sie bekommen Waffen, sie bekommen Geld, sie bekommen Versprechungen was die europäische Integration betrifft – aber sie sind es, die sterben und ihr Leben opfern müssen.“
Die Aufzeichung der Paneldiskussion vom 23. September 2022 können Sie hier aufrufen:
Lector in fabula 2021
Catherine André, Carl Henrik Fredriksson, Marina Lalovic & Iryna Vidanava diskutierten beim Festival ‘Lector in fabula’ in Italien über #COVID19 und die Auswirkungen der Pandemie. Das Panel ‘Diagnosis Europe. A viral story about heroes, conspiracies & the Swedish variant’ wurde moderiert von Gian-Paolo Accardo.
Bei dem Panel trafen Journalistinnen und Kommentatorinnen aus ganz Europa aufeinander, um die unterschiedlichen Ereignisse während der COVID-19 Pandemie zu reflektieren: dem Beginn der Revolution in Belarus aufgrund nicht greifender Corona-Maßnahmen, den (einsamen) Weg, den Schweden eingeschlagen hat, ebenso wie die Proteste und Demonstrationen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie in Frankreich und Osteuropa.
Die Aufzeichnung des Debates on Europe Gesprächs auf dem ‘Lector in fabula’ Festival ist online abrufbar. Die Diskussion fand am 25. September 2021 in Conversano, Italien, statt.
Zwei starke Stimmen über den Kampf der Ukraine
An dem Wochenende, an dem sich der russische Großangriff auf die Ukraine zum zweiten Mal jährte, waren die Schriftstellerin Tanja Maljartschuk und der Übersetzer, Autor und Psychoanalytiker Jurko Prochasko bei den Internationalen Literaturtagen in Zürich, die Formen des “Verschwindens” galten, unsere Gäste. Die beiden ukrainischen Intellektuellen beeindruckten die Anwesenden im Literaturhaus Zürich – und darüber hinaus in einer breiten Öffentlichkeit nachhaltig.
In ihrer bewegenden Eröffnungsrede beschrieb Tanja Maljartschuk die Ukraine als ein Land, das von einer dunklen Tradition des Verschwindens beherrscht wird: “Wir verschwinden und verschwinden, und am Ende sind wir doch noch ein bisschen da, heute vielleicht sogar mehr als je zuvor. (…) Überhaupt könnte man in meinem Land, hätte man das Ziel, in jeder noch so kleinen Ecke ein Museum des Verschwindens einrichten. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich komme aus der Leere, die darauf folgt. Und meine zweite Erkenntnis lautet so: Hinter dem Verschwinden verbirgt sich meist ein Verbrechen. Die Täter täuschen, und sie tarnen sich. Das Verschwindenlassen gehört zu ihren gut erprobten Methoden, mit der Absicht, ungestraft davon zu kommen. Um weiter verschwinden zu lassen.“
Die Rede von Tanja Maljartschuk wurde in der Neuen Zürcher Zeitung veröffentlicht (auch hier abrufbar).
In einem Interview mit Republik spricht Tanja Maljartschuk ausführlich über die Bedrohung, die Russland für die freie Welt darstellt, und über die Schwierigkeiten als Autorin, Worte zu finden, die den Schmerz der letzten zwei Jahre fassen können.
Und in der NZZ spricht Jurko Prochasko über seine unbeschreibliche Angst und warum im Schuldgefühl Würde liegt.
Das herausragende Podiumsgespräch zwischen Tanja Maljartschuk und Jurko Prochasko, sensibel moderiert von Sylvia Sasse, finden Sie hier in voller Länge.
Kaukasus
Die Tage internationaler Literatur im Literaturhaus Zürich befassen sich jedes Jahr mit einer spezifischen Region. 2022 lag der Fokus auf der Literatur aus dem Kaukasus. Gemeinsam mit dem Literaturhaus organisierte Debates on Europe ein Panel zum Thema Literatur in Konfliktregionen.
In welchem Kontext entsteht Literatur, wie nah oder fern steht sie zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen? Können Literatur und Kunst in Konflikt- und Krisensituationen einen Beitrag leisten? Die Themen dieses Panels hatten durch die Ereignisse im Februar 2022 eine bestürzende Aktualität erlangt. Der ukrainische Autor Artem Tschech, der zu diesem Panel eingeladen war, konnte nicht teilnehmen.
Die Veranstaltung fand am 27. Februar mit Ana Kordsaia-Samadaschwili, Maria Stepanova und Kateryna Mishchenko statt. Das Gespräch führte der Kulturwissenschaftler Zaal Andronikaschwili.